
Immer mehr Menschen verdienen Geld, indem sie auf der Social-Media-Plattform Instagram Produkte oder Dienstleistungen von Unternehmen besprechen. Ihre Aussagen beeinflussen Millionen Follower. Wie Unternehmen daraus Vorteile ziehen und welche Voraussetzungen man für den Berufswunsch Influencer erfüllen muss, erläuterte Fashion-Bloggerin und Unternehmensberaterin Clarissa Hanel am 13.06.2019 in der accadis Business Lounge. Anschließend führte sie mit Talitha Girnus ein Interview über ihre Arbeit als „Petfluencer“. Auf Instagram betreibt sie das Profil ihres Igels „Herbee“ alias „Mr.Pokee“ mit 1,4 Millionen Abonnenten. Der Tod ihres ersten Igels „Pokee“ im März 2019 löste im Netz und in den Medien zahlreiche Reaktionen aus.
Mehr als „schnell mal ein Foto online stellen”
Instagram-Stars wie Dagi Bee oder die Zwillinge Lisa und Lena sind Vorbilder für zahlreiche Jugendliche. Perfektionierte Bilder und große Follower-Zahlen erwecken den Wunsch, Teil des „Influencer Business“ zu sein und fünfstellige Beträge mit einzelnen Posts zu verdienen. Nur die wenigsten Influencer erreichen diese Sphären, betont Clarissa Hanel. „Wer auf Instagram erfolgreich sein möchte, muss klein anfangen und mit Unternehmen über realistische Beträge verhandeln.“
Die Leichtigkeit, welche die Bilderwelt auf Instagram suggeriert, sei nicht Alltag eines Influencers, betont die erfolgreiche Bloggerin weiter. „Verhandlungen mit Firmen machen einen Großteil des Arbeitsalltags aus. Für jede Kooperation testen Influencer Produkte, entwerfen Bildkompositionen, organisieren Foto-Shootings, bearbeiten Bilder, bereiten die als ‚Captions‘ bezeichneten Bildbeschreibungen vor und kommunizieren mit ihren Followern. Das ist kein 9-to-5-Job.“
Mit ihrer täglichen Arbeit sind Influencer Teil einer Dynamik, die das Marketing weltweit in neue Bahnen lenkt.
Influencer verändern das Online Marketing
„Es reicht nicht mehr, als Unternehmen top-down-Werbemaßnahmen zu steuern“, sagt Clarissa Hanel. „Firmen müssen das mitgestalten, was in den Social Media besprochen wird. Heute entscheiden die Konsumenten, was sie aufnehmen wollen.“ Unternehmen kommen am Social Media Marketing nicht mehr vorbei, so Clarissa Hanel. „85 Prozent der Millenial-Generation nutzen Social Media, um neue Produkte zu entdecken.“
Dank ihrer Nähe zu den Followern verhandeln Influencer selbstbewusst mit Unternehmen. „Firmen müssen lernen, dass erfolgreiche Influencer sehr professionell arbeiten und Respekt verdienen. Individuelle Anfragen für Produktbesprechungen ohne Tippfehler und angemessene Vergütungssysteme sollten genauso selbstverständlich sein wie der hochwertige Content, den Firmen von Influencern erwarten.“ Gleichzeitig stelle die Zusammenarbeit mit Influencern Unternehmen vor neue Herausforderungen.
Shitstorm – wie reagieren?
Während sich Influencer souverän auf Instagram bewegen, wachsen viele Unternehmen gerade erst in die Social-Media-Kommunikation hinein. „Marketing-Abteilungen müssen ihre Follower und die der Influencer ernstnehmen. Auf negative Reaktionen im Netz sollten sie zügig, aber überlegt reagieren anstelle zynisch zu kontern oder – noch schlimmer – den Shitstorm kommentarlos auszusitzen“, sagt Instagram-Expertin Clarissa Hanel. Besonderer Fokus sei auf die Qualität der Kampagnen zu legen. „Follower sind aufmerksam. Fragwürdige Bildkompositionen fallen ihnen binnen Sekunden auf. Auch der beliebteste Influencer ist nicht vor einem Shitstorm gefeit, wenn er auf einem Foto zum Beispiel suggeriert, dass er immer eine große Waschmittelflasche mit zum Training auf den Sportplatz nimmt“, erklärt Clarissa Hanel.
Ein Igel mit Millionen Followern
Die Vielfalt, welche den Beruf des Influencers mittlerweile auszeichnet, macht Gastrednerin Talitha Girnus deutlich. Während Makro- und Mikro-Influencer für viele Unternehmen bereits ein Begriff sind – der Unterschied liegt in der Anzahl der Follower –, öffnen „Petfluencer“ wie Talitah Girnus eine neue Sparte für Kooperationen auf Instagram. „Das ist für beide Seiten nicht immer leicht“, betont Talitha Girnus. „Ein Igel fällt bei vielen Firmen derzeit noch durch das Raster der potentiellen Kooperationspartner.“ Gerade Petfluencer haben jedoch eine extreme Reichweite. Talitha Girnus erreicht mit ihrem Igel-Account mehr als eine Million Follower.
„Erfolg und Kooperationen erfreuen jeden Influencer“, sagt Talitha Girnus. „Man sollte jedoch nie das Ziel des Accounts aus den Augen verlieren. Mit ‚Mr.Pokee‘ wollte ich vom ersten Post an über seinen Tod hinaus die Freude an meinem Igel teilen. Es ging mir bei Fotos von ihm nie darum, Geld zu verdienen. Daran hat sich auch mit meinem neuen Igel Herbee nichts geändert. Viele Influencer laufen Gefahr, die Zahlen in den Mittelpunkt zu stellen, je mehr Likes sie für Posts bekommen. Wenn eines meiner Bilder ‚nur‘ 90 000 Likes statt 140 000 bekommt, versuche ich, das positiv zu sehen. Diese Zahl von Menschen kann immerhin ein Stadion füllen.“
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