
Japanisch lernen, singen, Bücher schreiben, Autorschaft für den Sherlock Holmes Chronicle – all das macht Media and Creative Industries Management-Studentin Maria Hademer (MH) in ihrer Freizeit. Über ihren Besuch auf der SherloCON dieses Jahr, eine längst im Regal verschwundene und dann wieder aufgetauchte Facharbeit zu Holmes, Gesang und Musik sowie Herausforderungen in Japan spricht sie in einem spannenden Interview.
Liebe Maria Hademer, Sie sind vor kurzem auf der SherloCON in Saarbrücken gewesen. Welche Art von Event ist die SherloCON?
MH: Die SherloCON ist eine Convention, eine Zusammenkunft der „modernen“ Fans der Sherlock-Serie und der weiteren modernen Adaptionen sowie der „altehrwürdigen“ Fans der originalen Sherlock Holmes-Geschichten. Die Veranstaltung wird von der DSHG, der Deutschen Sherlock Holmes Gesellschaft, organisiert. Dieses Jahr gab es über 500 Besucher.
Wie läuft die SherloCON ab, gibt es einen einzigen Veranstaltungsort, wie man es von ähnlichen Conventions kennt?
MH: Es gibt zahlreiche Aktivitäten an verschiedenen Orten in Saarbrücken. Zu den Events zählen zum Beispiel ein Zitate-Bingo mit Frühstück, eine Tea Time in einem Pub, diverse Vorträge, beispielsweise zu Sherlock Holmes und Star Trek, Lesungen, Theaterstücke, Filme und Hörspiele.
Gibt es in der „Sherlock Holmes-Szene“ auch Stars, die die Convention besuchen, wie man es beispielsweise von der Comic Con kennt?
MH: Nein, es handelt sich nicht um ein Convention-Konzept, das internationale Stars einbindet. Vielmehr sind es die Aktiven der Szene, die das Event organisieren. So halten zum Beispiel Fanfiction-Autoren Vorträge oder organisieren einen Stand. Es geht um Gemeinschaft, um das Finden von Gleichgesinnten.
Was hat Ihnen auf der Convention am besten gefallen?
MH: Die Vorträge sind sehr interessant. Mich erstaunt immer die Passion und Leidenschaft, mit der andere Leute ihren Hobbies nachgehen. Wenn jemand zum Beispiel drei Tage lang auf der Convention viktorianische Kleidung trägt. Die Leute leben an diesen Tagen ihren Traum. Mich begeistert am meisten, dass alle auf der Con die gleiche Welt lieben.
Waren Sie auch verkleidet?
MH: Ich habe zwar auch Cosplay als Hobby, auf der SherloCON war ich aber nicht verkleidet.
Wie kam es zu der Faszination für Sherlock Holmes?
MH: Als ich zwölf war, habe ich zum ersten Mal Die Memoiren des Sherlock Holmes gelesen. Die Memoiren hatte ich auf dem Speicher gefunden – ich war damals immer auf der Suche nach neuen Büchern. Ich habe mich von der ersten Seite an in das viktorianische England verliebt, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört hatte. Schon damals beeindruckte mich die Freundschaft zwischen Holmes und Watson, und die Fälle waren sehr interessant. Witzig war, dass ich zu Beginn dachte, dass es Sherlock Holmes wirklich gegeben habe – ich war ja noch sehr jung und dachte, dass „Memoiren“ immer von „echten“ Menschen stammten. Als Holmes in den Büchern stirbt, ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Ich war am Boden zerstört, weil ich die „Person“ Holmes sehr liebgewonnen hatte. Ich musste dann erst einmal eine „Sherlock-Pause“ machen, weil ich so betroffen war. Erst mit sechzehn habe ich in der BBC Sherlock-Adaption herausgefunden, dass Sherlock keine reale Figur gewesen ist. Nach wie vor ist er für mich aber ein faszinierender Charakter.
Zurück zur SherloCON – seit wann gibt es die Convention?
MH: Sie findet im Zweijahresrhythmus statt, dieses Jahr zum dritten Mal.
Waren Sie dieses Jahr zum ersten Mal da?
MH: Ja, ich war dieses Jahr zum ersten Mal da. Es war zum Glück nicht die letzte SherloCON, in zwei Jahren ist eine weitere angesetzt – ursprünglich sollte die diesjährige die letzte sein.
Sind Sie auch in anderen Bereichen in Sachen Holmes aktiv?
MH: In der zwölften Klasse habe ich in meiner Facharbeit die Figuren des modernen Sherlock und des viktorianischen Holmes verglichen. Diese Arbeit habe ich für den Sherlock Holmes Chronicle überarbeitet und übersetzt.
Wie hat der Chronicle Sie als Autorin ausgewählt, haben Sie Ihre Arbeit einfach eingeschickt?
MH: Im Prinzip kann jeder einen Text, ein Pastiche oder einen Fall einschicken. Nach einer Prüfung wird der Text eventuell veröffentlicht.
Wollen Sie weiterhin dort veröffentlichen?
MH: In der Community kennt man die Leute hinter den Texten. Das sind ganz tolle Menschen, deren Aktivitäten mich beeindrucken. Ich würde sie gern weiter unterstützen.
Was macht die DSHG noch?
MH: Sie organisiert übers Jahr Treffen und unterstützt Hörspiele, Events, zu denen man zeitgemäße Kleidung trägt, und unterstützt den Chronicle.
Was an der Arbeit für den Chronicle war für Sie die größte Herausforderung?
MH: Die Übersetzungsarbeit war anspruchsvoll. Meine Tante, meine Mutter und ein guter Freund haben mich aber unterstützt, dafür bin ich sehr dankbar. Da ich auf Englisch besser schreibe als auf Deutsch, war die Hilfe sehr nützlich. Es ist im ersten Moment nicht so einfach, sich der eigenen Facharbeit nach Jahren wieder zu stellen. Man fragt sich: „Ist das gut genug?“ Im Endeffekt war ich aber überrascht, dass ich die Arbeit bis dahin nie weiter genutzt hatte.
Schreiben Sie gern?
MH: Ja. Ich habe sogar mit meiner Mutter ein Buch veröffentlicht, es heißt Escape – oder schreib um dein Leben.
Und dazu kommt noch Gesang…
MH: Richtig.
Wie kam es zu diesem Hobby?
MH: Ich mache schon mein Leben lang Musik. Meine Mutter ist Musiklehrerin, das prägt. Musik ist mir wichtig, ich bin mit ihr aufgewachsen. Ich spiele Klavier, Gitarre und Geige. Der Gesang passt da gut rein.
Sie sind also – milde ausgedrückt – musikalisch sehr aktiv?
MH: So kann man es sagen, ja. Meine Eltern haben mich in meinen Interessen immer bestärkt. Sie haben mir als Hobbies auch Ballett, Gardetanz und Salsa ermöglicht. Mein Vater ist Naturwissenschaftler, auch das prägt. Er hat mit mir von Kindesbeinen an Hobbyforschung betrieben. Singen ist von allen frühen Hobbies letztendlich das, was geblieben ist, was mich am meisten gefesselt hat.
Singen Sie im Chor oder allein?
MH: Zu Anfang habe ich eine Pop-Ausbildung angefangen. Das habe ich allein gemacht, aber das war damals für mich nicht so das Wahre. Ich bin dann in Richtung Klassik und Jazz gegangen. Diese Richtung ist geblieben – im Auslandssemester habe ich in einem Jazzchor, einem Frauenchor und einem Mixed Choir mitgesungen. Dieses Singen in Kanada war für mein Hobby ausschlaggebend. Ich war in einem fremden Land mit einer fremden Sprache. Singen überwindet Sprachbarrieren. Ich konnte mit den anderen Musik machen, auch ohne die Worte zu verstehen. So ging es mir auch in Japan, wo ich drei Monate verbrachte, ohne die Sprache zu beherrschen. Über das Karaokesingen habe ich viele Freunde gefunden, obwohl ich nicht verstand, was ich da sang. Ich fand Gemeinschaft – und hatte immer etwas zu tun.
Wo singen Sie heute?
MH: Ich singe manchmal auf Hochzeiten, prinzipiell aber für Freunde und Familie. Ich habe ja auch Gesang nicht studiert, ich behaupte von mir nicht, dass ich gut singe, sondern gern. Natürlich sollte man einigermaßen die Töne treffen, das klappt ganz gut. Früher habe ich mit einem Freund, der in die Schlagerbranche gegangen ist, viel Musik gemacht: Harmonie, zweite Stimme, Backing auf seinen Konzerten.
Sie singen also lieber im Chor?
MH: Ich singe gern im Chor, das gibt mehr Sicherheit. Ich bin kein Bühnenmensch. Wenn ich mal „dort oben“ stehe, ist es ok, weil ich mich immer gut vorbereite. Aber davor bin ich lampenfiebertechnisch eine kleine Katastrophe. Das darf man eigentlich gar nicht öffentlich machen.
In welchem Chor singen Sie?
MH: Momentan singe ich nicht im Chor, da ich wenig Zeit habe, wenn ich für das Studium in Bad Homburg bin – ich lerne nebenbei ja auch noch Japanisch.
Da ist es verständlich, dass Sie wenig Zeit haben.
MH: Ja. Ich war wie erwähnt drei Monate in Japan. Ich könnte mir sogar beruflich etwas in Richtung Japan vorstellen. Es ist ein erstaunliches Land, gerade durch die Verbindung von Sprache und Kultur. Die Sprache beherrschte ich damals noch gar nicht. Aber es ist so einfach, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, wenn man zeigt, dass man seine Umwelt wahrnimmt. Die Leute freuten sich schon über ein einfaches „Danke“ auf Japanisch.
In welche Richtung könnte es beruflich für Sie in Japan gehen?
MH: Die japanische Medienlandschaft ist sehr interessant. Das passt auch gut zu meinem Studienschwerpunkt. Dann muss man aber auch die gesellschaftlichen Ebenen verstehen. Das wird sicher schwierig am Anfang, aber mit der Zeit wird es schon klappen.
Wie hoch ist Ihr Zeitaufwand für all Ihre Hobbies?
MH: Ich habe zwei Stunden die Woche Japanisch-Unterricht, dazu kommen zwei bis drei Stunden für Hausaufgaben. Gesangsunterricht habe ich momentan nicht wirklich – ich treffe mich aber manchmal am Wochenende mit einer Gesangslehrerin. Natürlich singe ich zu Hause viel. Man muss die Stimme fit halten, den Stimmumfang behalten. Ich schreibe dazu hin und wieder, aber nicht regelmäßig, zum Beispiel für zwei Stunden. Wenn ich eine Idee habe, beispielsweise für eine Kurzgeschichte, dann muss ich das in einem durchschreiben. Das kann man schwer hochrechnen. Das ist für mich aber alles nicht wirklich „Aufwand“.
Konnten Sie Inhalte Ihres Studiums auf Ihre Hobbies anwenden?
MH: Eher andersherum. Meine Drei-Minuten-Rede hielt ich beispielsweise über das Potential von Kreativität. Das Studium an sich hat mich im Lernen disziplinierter gemacht, ich übe dadurch regelmäßiger Japanisch.
Liebe Maria Hademer, vielen Dank für das spannende Gespräch.
Ein beeindruckendes Hobby hat auch accadis-Studentin Katja Lademann. Sie ist Akrobatin an Silks, Reifen und macht Pole Dancing.