An Tüchern und Reifen hoch über dem Boden

katja lademann

accadis-Marketing and Event Management-Studentin Katja Lademann (KL) geht in ihrer Freizeit einem ungewöhnlichen Hobby nach – sie ist Akrobatin an sogenannten Aerial Silks und Hoops und schwebt mehrere Meter über dem Boden, nur gesichert über Tücher aus Seide oder einen Reifen. Vor einigen Jahren hat sie zudem das Pole Dancing für sich entdeckt und eine Trainerausbildung absolviert. In einem interessanten Interview erzählt sie von Meisterschaften im Pole Dance, den Nutzen von Vorkenntnissen aus Ballett und Tanzen für Akrobatik – und dass es weniger auf die Kraft ankommt, wenn man sich hoch in die Lüfte begibt.

Liebe Katja Lademann, wie kommt man zum Hobby Pole Dance?

KL: Anfang 2011 bekam ich über die Medien mit, dass es Pole Dance als Sport gibt, und das hat mich interessiert. In Frankfurt habe ich dann eine Schnupperstunde absolviert und war hin und weg, „Das muss ich machen“, habe ich mir gesagt.

Wie kam es zur Akrobatik, die Sie ja auch noch ausüben?

KL: Das hat über das Tanzen mit etwa zwölf Jahren angefangen. Mit circa vierzehn Jahren kamen Standardtanz und Latein dazu. Mit dem Pole Dance begann ich im Alter von sechzehn. Mit achtzehn habe ich mich dann am Aerial Hoop, einem Luftring, in die Lüfte begeben – das ist ähnlich wie Akrobatik am Trapez. Im Alter von zwanzig kamen schließlich die Aerial Silks dazu. Oft bieten Studios mehrere dieser Sportarten an. Mich begeistert jedes Gerät, das in der Luft schwebt.

Wo gehen Sie diesen Sportarten nach?

KL: Meistens übe ich zu Hause mit YouTube, Instagram und Lehrbüchern – Kurse in Studios sind sehr teuer. Ab und zu gehe ich in Frankfurt in eine der mittlerweile zahlreichen Pole Dance Schulen. Seit März gehe ich regelmäßig einmal pro Woche in einen Kurs. Ich habe aber alle Geräte auch zu Hause. Problematisch ist es nur mit den Silks. Um mit ihnen gut üben zu können, braucht man einige Meter an Höhe und freien Raum. Deshalb gehe ich, so oft ich es schaffe, in einen Zirkus in Frankfurt und nutze dort den Luftraum.

Wie sieht ein typisches Training aus?

KL: Aufwärmen und Dehnen sind sehr wichtig. Danach übe ich Tricks. In Sevilla, wo ich mein Auslandssemester absolviert habe, hatte ich eine Trainerin für Reifen und Tücher, die mir sehr viel gezeigt hat, da bin ich weit gekommen. Den Abschluss des Trainings bildet immer ein Cool-down. Man kann sich im Training spezialisieren und einen eigenen Stil entwickeln. Manche üben kleinere Choreographien ein. Andere sind Experten für einzelne Tricks auf verschiedenen Levels. Es gibt eine Static Pole – dem Namen entsprechend unbeweglich – und eine Spinning Pole, die sich dreht.

Haben Sie schon an Meisterschaften teilgenommen?

KL: Mittlerweile gibt es recht viele Meisterschaften. Ich habe beispielsweise an der Deutschen Meisterschaft teilgenommen, als ich noch ganz am Anfang war. Es gab aber auch Meisterschaften, bei denen ich das klassische Blackout und dann nur „irgendwas“ gezeigt hatte. Letztes Jahr habe ich bei der Deutschen Meisterschaft den zweiten Platz bei den Amateuren gemacht.

In welchem Alter sind die meisten Teilnehmer einer Meisterschaft?

KL: Das ist unterschiedlich, es gibt Kategorien für unterschiedliche Leistungs- bzw. Altersklassen – Kinder werden z. B. anders bewertet als Jugendliche, Männer oder Personen über 50. Die meisten sind zwischen 16 und 35 Jahren. In meinem Pole Dance Studio in Spanien gab es dreieinhalbjährige Kinder, die mit ihren Mamas zum Kurs kamen und sich an den Geräten austobten.

Finden die Meisterschaften auch mit Teams statt?

KL: Ja, man kann im Einzel, Double oder Team antreten. Die Doubles bestehen aus zwei und die Teams aus mehreren Personen. Ich tanze im Einzel. Auf der Bühne stehen immer zwei Stangen – eine static und eine spinning, aber Doubles und Teams können sich die Einstellung aussuchen.

Was war bisher Ihr größter Erfolg?

KL: Die Teilnahme an der Meisterschaft im Pole Dance. Ein großer Erfolg war auch die Weiterentwicklung in Sevilla durch meine Trainerin. Ich hoffe, dass in der Akrobatik das Beste erst noch kommt. In diesem Bereich nehme ich nicht an Meisterschaften teil, das ist sehr aufwändig, da sie hauptsächlich im Ausland stattfinden. Letztendlich ist jede Trainingsstunde ein Erfolg, da man sich jedes Mal weiterentwickelt und Neues lernt.

Was macht Ihnen am Pole Dance am meisten Spaß?

KL: Die Kombination aus Sport, Tanz und Akrobatik. Auch die Bühnenauftritte und die Weiterentwicklung. Je mehr man trainiert, desto besser wird man. Es macht auch Spaß mit anderen Leuten zu trainieren, einfach das Gruppengefühl, man pusht sich gegenseitig, sagt „Ich helfe dir, probiere es nochmal“, wenn etwas nicht klappt. Ich liebe es, in der Luft zu schweben und mich schweren Tricks zu stellen.

Was ist die größte Herausforderung am Pole Dance?

KL: Man braucht viel Geduld und Ausdauer. Es gibt Tage, da klappt einfach gar nichts. Die Kraft ist weniger eine Herausforderung, sie baut sich von allein auf. Aber man darf nicht aufgeben.

Sie haben auch eine Trainerausbildung im Pole Dance?

KL: Genau. Es gibt mittlerweile einige Möglichkeiten, eine Trainerausbildung zu absolvieren, gerade in größeren Städten. Später würde ich auch gern ein kleines Studio leiten und Kurse geben.

Wie lange hat die Ausbildung gedauert und wo haben Sie sie absolviert?

KL: Es gibt nichts „offiziell“ Anerkanntes. Meine Ausbildung dauerte sechzehn Stunden über zwei Tage. Es gibt verschiedene Levels, auf denen man eine Ausbildung absolvieren kann. Ich habe mit Level 1 angefangen und werde hoffentlich noch viele weitere Levels und Spezialisierungen anhängen.

Welche Richtungen der Akrobatik, die Sie trainieren, würden Sie in einem eigenen Studio anbieten?

KL: Ein gutes Studio deckt alle Bereiche ab. Ich würde mit anderen Trainern zusammen arbeiten, in manchen Studios gibt es fünfzehn Trainer mit eigenen Spezialgebieten. So kann jeder das unterrichten, was er am besten kann.

Was muss man für die Akrobatikarten, die Sie trainieren, mitbringen?

KL: Geduld und Durchhaltevermögen. Bei manchen klappt es besser, bei anderen schlechter oder dauert einfach länger. Es hilft natürlich, ein bisschen sportlich zu sein. Aber jeder kriegt das irgendwann hin, wenn man sein Ziel nicht aus den Augen verliert. Es kommt weniger auf Kraft als vielmehr auf Technik an – und die lernt man von den Trainern. Nicht schlecht sind natürlich Vorkenntnisse, beispielsweise aus dem Ballett. Ballerinas können ihre Füße besser strecken, haben eine gute Haltung.

Welche Art der von Ihnen ausgeübten Akrobatik macht Ihnen am meisten Spaß?

KL: Das kann ich gar nicht sagen, es macht alles viel Spaß. Damit bin ich aber nicht alleine. Viele Akrobaten trainieren mehrere Disziplinen.

Was ist in der Akrobatik allgemein die größte Herausforderung?

KL: Es gibt bei jedem Gerät ein paar Übungen, die am Anfang sehr wehtun. Das ist aber abhängig von der Person und ihrem Schmerzempfinden. Für mich persönlich ist Pole Dance im Laufe der Zeit einfacher geworden, der Körper hat sich an die Haltungen und Bewegungen gewöhnt. Schwieriger sind für mich noch die Silks, da das ein ganz anderes Gefühl in den Händen ist.

Sie erwähnten zuvor, dass Sie auch Standard getanzt haben…

KL: Ja. Das mache ich aber nicht mehr. Für mein Auslandssemester in Sevilla habe ich mit den Tanzkursen aufgehört, ich würde aber gern wieder anfangen. Der Tanz hat mir auch bei der Akrobatik geholfen. Ich verfüge über Kenntnisse aus Videoclip Dancing, Hip Hop und Contemporary, die mir beim Erstellen einer Choreo helfen.

Wie hoch ist der zeitliche Umfang Ihres Hobbies?

KL: Das kommt immer auf die individuellen Ziele an, die man sich setzt. Wenn man es „just for fun“ macht, reicht eine Stunde pro Woche, aber damit kommt man nicht weit. Für die regelmäßige Teilnahme an Meisterschaften müsste ich mindestens zwei Stunden pro Tag trainieren. Je nach dem Stresslevel im Alltag – durch Schule, Arbeit oder Studium – ist der Zeitfaktor ohnehin eingeschränkt. Da kommt es dann auch mal zu Rückschritten, die man in besseren Zeiten wieder aufarbeiten muss, wie in jedem anderen Sport auch. Optimal für mich wären eineinhalb Stunden Training alle zwei Tage, aber mehr machen könnte man immer. Manchmal, wenn ich abends spät heimkomme, habe ich auch einfach keine Lust. Und noch intensiveres Training steht auf dem Plan, wenn man weltweit als Trainer Kurse geben will oder von Hauptberuf Artist ist. Da müssen es vier bis fünf Stunden pro Tag sein. Ich reise den Workshops in Deutschland immer hinterher, um daran teilzunehmen. Das gibt noch einmal einen ganz anderen Input, gerade wenn es internationale Trainer sind.

Sind Inhalte Ihres Studiums auf Ihr Hobby anwendbar?

KL: Sollte ich mal ein Studio eröffnen, sind sicher viele Elemente hilfreich, beispielweise das Marketing. Momentan ist es aber noch nicht übertragbar. Aber bei einer Studioleitung helfen Wissen über Finanzen und die Marketingaspekte auf jeden Fall.

Sie können sich das also hauptberuflich vorstellen?

KL: Nicht hauptberuflich. Da es ein schönes Hobby ist, wäre es als Trainerin oder Performerin noch nicht mal „Arbeit“. Aber wenn, dann nur nebenberuflich.

Liebe Katja Lademann, vielen Dank für das spannende Interview.

Foto © Katja Lademann

Ein interessantes Hobby hat auch accadis-Studentin Lara García. In ihrer Freizeit singt sie in einer Band und organisiert Gottesdienste. 

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