
Unser Auslandssemester an der Newcastle Business School
Wenn es mit dem Beruf organisatorisch vereinbar ist, können an der accadis Hochschule auch Masterstudierende in der berufsbegleitenden Studienform ein Auslandssemester absolvieren. Deniz Delen und Christian Kruse, Studenten im International Management, sind in den Genuss gekommen. Es zog sie an die Newcastle Business School. In einem ausführlichen und spannenden Bericht erzählen sie von ihren Erlebnissen und dem Studium in Newcastle.
Erste Vorbereitungen
Wir hatten den Eindruck, auch an der accadis Hochschule war man gespannt, als zwei berufsbegleitende Master-Studenten die konkrete Absicht äußerten, ein Semester im Ausland studieren zu wollen. Zufälligerweise kommen wir beide aus der Sparkassen-Finanzgruppe, die es aufgrund flexibler Arbeitszeit- und Sabbatical-Modelle problemlos ermöglichte, für gut vier Monate ins Ausland zu fahren. Auch mit der accadis Hochschule trafen wir eine flexible und unkomplizierte Lösung für ein Learning-Agreement, sodass dem Auslandssemester nichts mehr im Wege stand.
Aufgrund der engen Zusammenarbeit der accadis Hochschule mit der Newcastle Business School (Northumbria University) war auch die Standortfrage schnell entschieden. Um die guten Erfahrungen aus dem accadis-Master-Programm mit Professoren der NBS zu vertiefen, entschieden wir uns, das vierte Studientrimester in Newcastle upon Tyne zu verbringen. Idealerweise fällt das Sommersemester an der NBS exakt in dieses Zeitfenster.
Studienprogramm
An der NBS belegten wir drei Module á 20 UK-credits, was in Summe 30 ECTS entspricht:
1. Developing Global Management Competences I (DGMC I)
2. Globalisations and Supply Chain Improvements (GSCI)
3. Globalization, Innovation and Sustainability (GIS)
Die Modulkombination war eine von zwei feststehenden Optionen, was den Individualisierungsgrad auf den ersten Blick gering hält. Die Module bieten jedoch eine tolle und abwechslungsreiche Herausforderung. DGMC I deckt Soft Skills (Persönlichkeitsentwicklung) und Hard Skills (Business-Analytics) gleichermaßen ab. GIS ist ein klassisches Modul im Weitwinkel-Objektiv: Wir beleuchteten weitreichende Themen wie Globalisierung, aktuelle geopolitische Trends, Disruptive Innovation, Knowledge-Management und Leadership. GSCI bildet im Vergleich dazu passenderweise die Froschperspektive ab, mit einem detaillierten Blick auf Operations and Supply Chain Management, zahlreichen Tools und quantitativen wie qualitativen Modellen.
Alle Module beinhalten eine semesterbegleitende Prüfungskomponente und eine abschließende Hausarbeit. Die semesterbegleitende Prüfung ist in der Regel gruppenbasiert, insbesondere Präsentationen zum Ende der Teaching-Weeks. Die abschließenden Hausarbeiten sind bereits zwei bis drei Wochen nach Abschluss der Teaching-Weeks einzureichen, sodass man daran sinnvollerweise bereits während des Semesters arbeitet. Interaktive Highlights des Semesters waren eine Business Simulation als Teil von GIS sowie ein Residential Weekend als Element von DGMC I. Während des Residential Weekend in einem Seminarhotel in Darlington trainierten etwa 80 internationale Master-Studenten im Rahmen zahlreicher interaktiver Gruppenübungen ihre sozialen und insbesondere interkulturellen Fähigkeiten.
Durch die konsequente Einteilung aller Module in „Vorlesungen“ einerseits und „Seminare“ anderseits, wendeten wir das in den Vorlesungen vermittelte Wissen direkt in den Seminaren an, was für zusätzliche Abwechslung in der Unterrichtsgestaltung sorgte. Für jedes Fach gab es einen „Teaching and Learning Plan“. Dieser vermittelt eine detaillierte Übersicht mit den Unterrichtsinhalten der einzelnen Wochen, beinhaltet Literaturempfehlungen und Aufgaben, welche für das nächste Seminar vorzubereiten sind.
Die Mehrzahl der Vorlesungen fand in kleinen Gruppen mit ca. 25 Studenten statt. Vorlesungen in großen Lecture theatres sind eher die Ausnahme im postgraduate programme. Die Seminargruppen waren meistens noch kleiner. Das Masterprogramm zeichnet sich durch einen hohen Anteil (ca. 80 %) internationaler Studenten aus aller Welt aus; UK-Studenten sind eher in der Minderheit. Überwiegend sind die Kulturen sehr offen und vermischen sich schnell, nicht zuletzt durch die vielen Gruppenaufgaben. Einzelne Grüppchen, die eher unter sich bleiben, gibt es zwar, sind aber die Ausnahme.
Hochschule und Campusleben
Die NBS befindet sich als kombinierte Business and Law School am „City Campus East“. Der Hauptcampus ist jedoch überschaubar und nicht – wie häufig bei City-Unis – über die gesamte Stadt verteilt. Von unserer Unterkunft (Glanamara House) waren es zu Fuß weniger als fünf Minuten zur Hochschule oder zum Sport Central.
In der Hochschule gibt es ein vielfältiges Angebot an Cafés and Kantinen, bei denen man komplette Mahlzeiten (ca. 3 bis 4 GBP) oder Snacks wie Sandwiches und Getränke kaufen kann. Das Essen war qualitativ einwandfrei und gleichzeitig gesund.
Die Bibliothek ist groß, gut sortiert und durchgehend geöffnet. Jedoch weisen (zumindest in unseren Master-Modulen) selbst die Professoren darauf hin, dass Präsenzbücher (insbesondere „Textbooks“) von nachrangiger Bedeutung sind. Primär dienen wissenschaftliche Artikel zur Untermauerung des Studiums. Die Bibliothek suchen die Studenten also meist online auf, am eigenen Laptop oder einem der zahlreichen PCs in den Hochschulgebäuden und der Bibliothek. Auch nach Semesterende steht der Online-Zugang von Deutschland aus (z. B. zur Recherche für die finalen Hausarbeiten) zunächst weiter zur Verfügung.
Leben und Wohnen in Newcastle
Dreh- und Angelpunkt des Lebens während des Auslandssemesters ist natürlich die Unterkunft. Wir haben in einer klassischen Student Accommodation im Glanamara House gelebt. Unsere 8er-WG war durch und durch international – Portugal, Deutschland, Indien, Tschechien – und geschlechtergemischt. Der Wohnkomfort ist vergleichsweise reduziert, aber ausreichend. Dadurch, dass insbesondere der kombinierte Koch- und Wohnbereich mit allen Flat-Bewohnern geteilt wird, ist das WG-Leben sehr sozial. Unsere WG war fabelhaft – wir haben viele Aktivitäten gemeinsam unternommen.
Glanamara gehört unter den Student-Accommodations, die von der Uni betrieben werden, zu den komfortableren. Darüber hinaus gibt es aber auch zahlreiche private Student-Accommodations über die ganze Stadt verteilt, die ähnlich aufgebaut, in der Regel jedoch etwas teurer und dementsprechend komfortabler und moderner sind. Einige Kommilitonen haben auch in privaten Unterkünften oder privat organisierten WGs gelebt.
Das Sportangebot an der Universität ist beindruckend, da es nahezu jede Sportart gibt. Die Sportanlage, welche man für knapp 70 GBP pro Semester nutzen kann, beinhaltet ein Fitnessstudio, ein Schwimmbad, eine Kletterwand, eine 100-m-Bahn, eine Halle für Futsal – eine Variante des Hallenfußballs –, drei große Sporthallen und vieles mehr.
Wer am Abend gerne ausgeht, kommt bestimmt auf seine Kosten. Newcastle hat den Ruf einer Stadt mit nächtlicher Erlebnisgarantie. Von Montag bis Sonntag ist die Innenstadt voller partywütiger Studenten mit dem gemeinsamen Ziel, Spaß zu haben und für wenig Geld feiern zu gehen. Alkoholexzesse sind dabei in der Tat häufig zu sehen. Gewalt und Kriminalität haben wir in diesem Zusammenhang jedoch nicht beobachtet. Wir haben uns immer sicher gefühlt.
Es gibt unzählige Angebote von der Universität und verschiedenen privaten Anbietern für organisierte Reisen zu Sehenswürdigkeiten in und um Newcastle sowie zu allen größeren Städten in England und Schottland.
Einkaufen – während des Auslandssemesters ebenfalls essentiell – ist in Newcastle einfach und bequem. Direkt in der Stadt gibt es mehrere kleine Supermärkte (Tesco & Sainsbury’s), in denen man alles Nötige kaufen kann. Das ist bisweilen jedoch etwas teuer. Größere Supermärkte mit mehr Auswahl und besseren Preisen sind in der Regel 1 bis 2 km entfernt, aber zu Fuß oder mit dem Bus noch gut erreichbar. Am einfachsten ist es, seine Lebensmittel (idealer Weise in der Gruppe) online zu bestellen. Das geht am besten bei ASDA, der Tochter von Walmart, die zu einer gewünschten Uhrzeit die Lebensmittel bis vor die Accommodation liefert.
Aufgrund der kurzen Wege konnten wir alle Ziele zu Fuß erreichen. Für weitere Strecken war die Metro durchaus sinnvoll. Ansonsten stehen „UBER“ und „Budget-Taxi“ als billige Alternative zur Verfügung.
Fazit
Unser Auslandssemester in an der NBS hat keine Wünsche offen gelassen. Wir hatten eine erlebnisreiche Zeit, in der wir viel gelernt und gesehen sowie neue Freunde aus aller Welt gefunden haben. Newcastle ist als Destination für das Auslandssemester definitiv empfehlenswert.
Deniz Delen, International Management 2017
Christian Kruse, International Management 2017
Fotos © Deniz Delen, Christian Kruse, 2016|2017