Produktionsassistent – Erfahrungsbericht über mein Projektstudium

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bei einer Produktionsfirma für Werbefilme und Fotografie in Berlin

Wie die meisten Praktikanten wurde ich in der ersten Woche meines Praktikums als Produktionsassistent überhäuft mit branchenspezifischen Begriffen, englischen Ausdrücken und einer Vielzahl von Abkürzungen, die ich zuvor noch nie gehört hatte. Doch da der Produktionsprozess von Werbefilmen, die beispielsweise im Fernsehen, im Kino oder auf Messen ausgestrahlt oder firmenintern zur Weiterbildung der Mitarbeiter genutzt werden, oft nur wenige Wochen umfasst, dauerte es nicht lange, bis ich mich an die Sprache der Werbefilmproduktion gewöhnte und einen Überblick über die aktuellen Projekte und Produktionen bekam.

Den Kollegen über die Schultern schauen

Im wöchentlichen Montagsmeeting kamen die acht festangestellten Mitarbeiter zusammen, um bei einem Frühstück anstehende Projekte und den Stand der laufenden Produktionen zu besprechen. Die Produktionsfirma, bei welcher ich mein Praktikum absolvierte, ist mit einem Fokus auf die Automobilbranche im Premiumsegment der Werbefilmproduktion positioniert und arbeitet mit führenden Agenturen, Regisseuren und Fotografen regelmäßig für Kunden wie BMW, MINI, Porsche, oder Mercedes. Dank des vergleichsweise kleinen Teams konnte ich während meines viermonatigen Praktikums allen Angestellten über die Schulter schauen und wurde in viele Prozesse involviert. Ich merkte schnell, dass an erstaunlich vielen Projekten gleichzeitig gearbeitet wurde: von High-End-Produktionen für die Motor Show Messe in Peking über Drehs in Berlin, Shanghai und New York bis hin zu Musikvideos und kurzen Social Media Spots. Um diese Vielzahl an parallellaufenden Projekten zu stemmen, ist eine enge Zusammenarbeit u. a. mit Werbeagenturen, Tonstudios, Reisebüros und freien Mitarbeitern wie Regisseuren, Kameramännern, Tontechnikern, Editors, Sprechern oder Models essenziell.

Herausfordernde „Pre-Production-Phase“

Als Produktionsassistent unterstützte ich meine Kollegen in organisatorischen Arbeiten während der Vorbereitung eines Drehs, während der Dreharbeiten und in der Nachbearbeitung. Nachdem eine Produktionsfirma über einen Pitch*  einen Auftrag gewonnen hat, beginnt die eigentliche Arbeit für einen Produktionsassistenten. In der „Pre-Production-Phase“ muss innerhalb kürzester Zeit das gesamte Team zusammengestellt, müssen Schauspieler gecastet und optioniert, Flüge gebucht, umgebucht und storniert, Hotels und Transport organisiert, Technik angefragt, Locations reserviert und besichtigt, Versicherungen abgeschlossen und alle Verträge verhandelt werden. All diese Vorbereitungen geschehen in enger Abstimmung mit dem zuständigen Produzenten und Regisseur, mit der zuständigen Agentur und gegebenenfalls mit dem Kunden. Im Anschluss an diese teils sehr stressige Phase, in der man Ansprechpartner für jeden ist und auf alle Fragen eine gute Antwort wissen sollte, beginnt der Dreh.

Drehen für MINI in Berlin

Die Zeit am Set habe ich am meisten genossen. Wenn das Team zusammenkommt und an einem spannenden Projekt arbeitet, zahlen sich die vorherigen Wochen aus. Während meiner Praktikumszeit haben wir beispielsweise über mehrere Wochen einen Spot für MINI in Berlin gedreht. Das internationale Team mit einer jungen Regisseurin hat innerhalb kürzester Zeit mehrere kreative Werbespots verwirklicht.

Mein Fazit

Obwohl ich während meines Praktikums in sehr viele Bereiche der Filmproduktion Einblick erhielt, ziehe ich ein nicht ganz zufriedenes Fazit. Der tägliche Zeit- und Kostendruck, den man als letzter Dienstleister in der Wertschöpfungskette der Filmproduktion erfährt, hat (nicht nur) mir häufig den Spaß an der Arbeit genommen und die Arbeitsatmosphäre negativ beeinflusst. Ich hatte nur selten die Chance, Fragen zu stellen oder ein längeres Gespräch mit meinem Vorgesetzten oder meinen Kollegen zu führen. Zudem wurde ich häufig für Tätigkeiten eingespannt, die nichts mit meinem Praktikum zu tun hatten, wie beispielsweise der wöchentliche Einkauf oder handwerkliche Tätigkeiten.

Alles in allem ist der facettenreiche Beruf eines Produktionsassistenten mit viel Verantwortung verbunden. Mit einem erfahrenen und engagierten Team ist die Filmproduktion sicherlich eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Branche. Ich persönlich habe jedoch vor allem gelernt, dass ständige Überstunden, die Überbelastung der Angestellten und teilweise unverständliche Sparmaßnahmen kein optimales Umfeld für einen Praktikanten mit Wissensdurst und Ambitionen sind.

*In einem Pitch präsentieren bis zu fünf Produktionsfirmen ihre Ideen zur Umsetzung und ihre Kostenkalkulation des geplanten Spots. Auf Grundlage dieses Pitch entscheiden Kunde und Agentur, an wen sie den Auftrag vergeben. 

Lea Winzer
Media and Creative Industries Management 2018

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