
Der Morgen davor
Es ist 10:30 Uhr. Die Wolfgang-Steubing-Halle ist voller junger Gamer, die sich vor ungefähr 20 Fernsehern versammelt haben, um FIFA zu spielen. Auf der rechten Seite, leicht abgeschlagen, spielt eine kleine Gruppe auf ihren Laptops das Multiplayer Online Battle Aren (kurz MOBA) League of Legends (LoL). Dies sind wahrscheinlich die im Vorfeld angepriesenen, professionellen Coaches, die der Verein Eintracht Frankfurt laut eigenen Angaben seit 2019 beschäftigt. Der überwiegende Teil der Anwesenden ist gemäß jeder Statistik zum Thema männlich. Allerdings haben sich auch einige Damen eingefunden, die entweder selbst in FIFA antreten oder zuschauen.
Bis auf drei kleine Kameras ist noch nicht viel Medienpräsenz vorhanden, jedoch beginnt das Event auch erst um 11:00 Uhr.
10:50 Uhr, die ersten Instruktionen zu dem anstehenden FIFA-Turnier werden bekanntgegeben. Auch die ersten Würdenträger haben sich eingefunden, wie Timm Jäger als höchster Repräsentant von Eintracht Frankfurt. Um 11:00 Uhr werden die Gruppen für das Turnier veröffentlicht und der Spielbetrieb steht kurz vor dem Beginn. Nebenbei macht sich die Repräsentanz bereit, die Gäste des Tages zu begrüßen und das Programm zu starten.
Kick-off
11:15 Uhr, Timm Jäger, der Referent des Vorstandes bei Eintracht Frankfurt, begrüßt die Anwesenden und eröffnet das Turnier. In seiner kurzen Ansprache weist er auf die Geschichte der Eintracht im e-Sport hin, die 2017 mit den „eAdler Challenges“ begann. Nun unterscheidet sich die Eintracht im e-Sport von anderen Bundesligavereinen mit ähnlichen Abteilungen durch den Breitensport-Ansatz, den sie nicht nur im Spiel FIFA, sondern auch in League of Legends verfolgt. Dennoch betont Timm Jäger die Risiken des e-Sports. Vor allem die Suchtgefahr von Online-Spielen stellt ein prävalentes und heiß diskutiertes Thema dar. Dafür soll die Eintracht zukunftsweisend als präventive Kraft stehen, die ihren Mitgliedern den richtigen Umgang und die Werte vermittelt, die zum e-Sport bzw. dem e-Gaming gehören.
Nach der Begrüßung verlieren sich die Gäste im Raum und die zahlreichen Monitore werden besetzt. Es wird fleißig FIFA gespielt, um am Nachmittag in die K.O.-Phase einzuziehen und eine Chance zu bekommen, der Gründungschampion der Eintracht Frankfurt e-Sport-Abteilung zu werden (obwohl an dieser Stelle anzumerken ist, dass es sich um keine Abteilung im eigentlichen Sinne handelt, da für die offizielle Bezeichnung „Abteilung“ ein Mindestpensum an Mitgliedern vonnöten ist).
League of Legends 1 vs. 1
Da meine Expertise jedoch nicht im Fußball liegt, wende ich mich der – an diesem Tag – kleineren Truppe zu, die sich mit League of Legends befasst. Die Jungs vom eSport Rhein-Neckar, die als Unterstützung der Eintracht an diesem Tag den Stand betreuen, sind sehr freundlich, und ich versuche mich prompt im Mann gegen Mann, 1 vs. 1 gegen Alex, meinen Coach für den Tag. Da ich League of Legends bereits seit 2009 mehr oder weniger erfolgreich spiele, sind die Duelle spannend und ich bin stolz, zwei Siege für mich zu beanspruchen.
Danach ist es für mich Zeit, das Gespräch mit Timm Jäger zu suchen. Ich frage ihn, wie die Resonanz der Spieler bisher ist und ob seine Vorstellungen erfüllt oder sogar übertroffen wurden.
Das Feedback fällt sehr positiv aus. Timm Jäger zeigt sich überrascht über den starken Andrang auf das Event und weist zufrieden darauf hin, dass die Anzahl der neu-eingeschriebenen Mitglieder deutlich höher ist als erwartet. Heute gibt es nämlich erstmalig die Möglichkeit, sich für den e-Sport-Bereich der Eintracht anzumelden. Auch ich melde mich an und lasse mir die Trainingsräumlichkeiten von Maximilian Brömel – e-Sports Koordinator der Eintracht - zeigen.
Der Trainings(t)raum
Diese liegen etwas abgelegen auf der anderen Seite des Gebäudes. Ein kleiner, schick renovierter Raum, ausgestattet mit zehn PCs, Bildschirmen, den extra angefertigten Sesseln im Eintracht-Stil, Playstations und einem Trainerplatz mit einer Anlage, die an die Kommunikationsanlage in der Formel 1 erinnert. Sie ist dazu da, dem Trainer zu ermöglichen, sich während des Spiels in die Team-Kommunikationen einzuschalten.
Fun Fact: Max Brömel, der mir den Raum zeigt, weist mich auf den grauen Streifen hin, der sich über die Tapete durch den Raum zieht. Dort steht „Im Herzen von Europa“ in Binärcode.
Nachdem wir unseren Weg zurück in die Wolfgang-Steubing-Halle gefunden haben, gibt es die ersten Ergebnisse der Gruppenphase, die bald in die K.O.-Phase übergehen soll.
Ich setze mich zurück zu Alex, meinem Coach, und spiele noch eine Runde, in der sich Timm Jäger erneut zu uns gesellt. Interessiert schaut er uns über die Schulter, also gehen wir dazu über, einem „Frischling“ das Spiel zu erklären. Timm Jäger stellt viele Fragen und einer seiner Begleiter lässt sich auch prompt auf das Abenteuer ein. Er setzt sich an Maus und Tastatur. Leicht überfordert, spielt er ungefähr eine viertel Stunde. Fazit: Er bleibt lieber bei FIFA bzw. dem echten Fußball.
Danach bin ich an der Reihe zuzuschauen, denn Timm Jäger spielt gegen einen der zwei FIFA-Profis, die für die Eintracht in der virtuellen Bundesliga antreten. 90 Spielminuten später muss er sich mit 6:0 geschlagen geben – kein Wunder, gegen einen Profi.
Ein schnelles Foto gemacht, und der Tag ist für mich beendet.
Zufrieden verlasse ich die Halle und das Eintracht-Gelände, freue mich aber darauf, bald zurückzukommen und mir den Trainingsbetrieb des League of Legends Team anzuschauen.
Eric Gudenkauf, General Management 2021