IRONMAN – Emotionen für die Region

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Volles Haus hieß es am Donnerstag, 12.12.2019 zur accadis Business Lounge am Campus in Ober-Eschbach. Etwa 50 Studierende lauschten dem Vortrag von IRONMAN-Renndirektor Pascal Morillon. Jedes Jahr sorgt er dafür, dass der Triathlon in und um Frankfurt „die Emotionen bei Athleten, Volunteers und Zuschauern mit mehr als Power-Riegeln und Bananen weckt“. Sein zehnköpfiges Operations-Team arbeitet an „364 Tagen im Jahr für den einen Tag, an dem alles klappen muss“. Vom Standort in Liederbach aus koordiniert er 3000 Athleten und 4500 Volunteers, damit die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen selbst bei 41 Grad wie am 30.06.2019 gut über die Bühne gehen.

Ohne Volunteers kein IRONMAN– die Bedeutung der freiwilligen Helfer

Herzstück des Triathlons seien die Volunteers. „Manche von ihnen sind seit 19 Jahren dabei. Obwohl sie kein Geld für ihre Arbeit erhalten, erledigen sie ihre Aufgabe mit viel Passion und einem Lächeln im Gesicht. Das beeinflusst sowohl die Athleten als auch das Publikum“, so der Renndirektor. Jeder Volunteer müsse das große Ganze kennen und die Informationen erhalten, die nötig seien, um seinen Job perfekt auszuführen. „Gleichzeitig wird es schwieriger, genug Helfer zusammenzubekommen, da der Ehrenamtsgedanke in unserer Gesellschaft immer mehr verloren geht.“ Deshalb hat das IRONMAN-Team das Volunteer Management entwickelt.

„Wir informieren die Volunteers via Newsletter und Mails, gratulieren aber auch zum Geburtstag, um bereits vor dem Event eine familiäre Atmosphäre zu schaffen. Mit Give-aways wie T-Shirts, Kappen, Rucksäcken, Tassen, Handtüchern und guter Verpflegung zeigen wir, dass wir sie wertschätzen. Auf gemeinsamen Aktivitäten wie dem Volunteer-Fest nach der mainova IRONMAN European Championship Frankfurt wächst das Team zusammen. Zudem profitieren die Volunteers von Kooperationen mit regionalen Partnern.“ Wichtig sei, dass das Operations-Team des Renndirektors nahbar sei. „Nur dann entsteht Identifikation. Am Event-Tag stehen auch wir aus dem ‚Büro‘ an der Rennstrecke und verteilen Wasserflaschen.“

Zehn Stunden live im hr und bei der ARD trotz Tour de France

Über die Emotionen, die sein Team bei Athleten und Zuschauern wecke, entstehe der große Wert des Triathlons für die Region. „Bezogen auf den Medienwert und die Internationalität sind wir nach der Fußball WM der größte Wettkampf weltweit. Das hat extreme Auswirkungen auf die Frankfurter Metropolregion“, sagt Pascal Morillon. „Am 30.06.2019 hatten wir über zehn Stunden live im regionalen Fernsehen und bei der ARD übertragen – mitten in der Tour de France. Auch online waren wir präsent. Auf facebook hatten wir 16 Millionen Zuschauer.“

Einen großen Einfluss habe der Charakter des Frankfurter Triathlons. „Die historische Zielgerade auf dem Römerberg umgeben von Fachwerkhäusern ist die schönste der Welt. Auf der Tribüne vor dieser einmaligen Kulisse finden 2000 Zuschauer Platz. Diese Menschenmenge zieht jeden mit. Gleichzeitig macht die Laufstrecke entlang des Mains und durch die City viel her.“ Während die Szenerie den IRONMAN bei den Athleten und Zuschauern zu einem unvergesslichen Erlebnis mache, zahle sie für das Operations-Team bereits auf die nächste Saison ein. „Je schöner die Bilder in den Medien, desto schneller ist das nächste Event verkauft.“

Zweistelliger Millionenbetrag mehr für Frankfurt

Gleichzeitig steigere der IRONMAN den Marketing-Wert der Region. „Das haben sowohl das Land Hessen als auch die Stadt Frankfurt, die uns unterstützen, früh erkannt“, so Pascal Morillon. Für die Stadt sei das Event zudem ein großer monetärer Faktor. „Die Athleten reisen aus 81 Ländern mit durchschnittlich 2,3 bis 2,8 Gästen an. Die meisten bleiben vier bis fünf Tage in und um Frankfurt und möchten nach dem Triathlon die Stadt entdecken. Das führt am IRONMAN-Wochenende zu mehr Umsatz in zweistelliger Millionenhöhe für ‚Mainhattan‘.“ Zahlreiche Hotels fragen jedes Jahr Kooperationen an. „Praktisch ist, dass das Event in den Sommer fällt, eine Zeit, in der aufgrund der Ferien weniger los ist.“

Straßensperrungen – ein sensibles Thema

Der berufliche Alltag des Renndirektors bestehe jedoch zu drei Viertel aus der Koordination der Sicherheitsstandards und weiterer öffentlicher Dienstleistungen. Besonders die Absperrungen seien ein sensibles Thema bei den Anwohnern. „Niemand möchte acht Stunden daran gehindert werden, sein Haus bis auf wenige Meter zu verlassen“, sagt Pascal Morillon. „Das erfordert einen intensiven und frühen Dialog. Auch nach zehn Jahren müssen wir die Anwohner motivieren, das Event nicht nur zu akzeptieren, sondern die Athleten auch mal am Rand der Laufstrecke vor ihrem Haus anzufeuern.“

Pappbecher und abbaubare Plastikflaschen – Nachhaltigkeit

Abschließend stellten die Studierenden Fragen, insbesondere zur Nachhaltigkeit. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und machen das maximal Mögliche.“ Als eine von wenigen Sportarten disqualifiziere der Triathlon Athleten, die z. B. leere Flaschen außerhalb der vorgesehenen Zonen wegwerfen. „In Frankfurt gibt es vier Ver- und Entsorgungszonen, daran muss sich jeder halten“, so Pascal Morillon. „Unsere Flaschen sind aus abbaubarem Kunststoff. Das ist zwar immer noch Plastik, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir teilen zudem nur noch Pappbecher aus und unsere Schwämme sind aus Altplastik.“ Müll werde fortlaufend eingesammelt. „Der Mainkai ist gegen 22:00 Uhr, wenn die letzten Läufer die Finish Line erreichen, fast sauber“, sagt der Renndirektor. „Wir sind kein Musterschüler, tun aber, was wir können.“

„41 Grad sind kein Grund, ein Rennen abzubrechen.“

Der hohe Wasserverbrauch sei bei den hohen Temperaturen im Sommer jedoch einkalkuliert. „Während des IRONMAN 2019 verbrauchten wir 134 000 Liter Wasser. Die Gesundheit der Athleten, Volunteers und Zuschauer steht im Vordergrund.“ Das Rennen in eine kühlere Jahreszeit zu verschieben, stehe nicht zur Debatte, antwortet Pascal Morillon auf die Frage einer Studierenden. „41 Grad sind kein Grund, ein Rennen zu verschieben oder abzubrechen. Aber wir können es verkürzen.“ Je nach Temperatur verlege er Teilstrecken in schattigere Bereiche. Dazu stehe er immer im Kontakt mit den Behörden. „Die Hitze ist für die Athleten aber weniger anstrengend als für das Publikum und die Volunteers, selbst wenn Zusammenbrüche wie der von Sarah True nur 800 Meter vor der Finish Line dieses Jahr es anders aussehen lassen“, betont Pascal Morillon. „Außerdem sind Bestzeiten in Frankfurt bisher immer bei Temperaturen um die 40 Grad entstanden.“

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