
Zahlreiche Unternehmen haben sich neben Transparenz auch Compliance – Regeltreue – auf die Fahnen geschrieben. Besonders in der Sportbranche ist Compliance ein zentrales Thema. Rechtsanwältin Sylvia Schenk unterrichtet die accadis-Bachelorstudierenden im Wahlfach „Compliance und Sportethik“. Sie erläutert, warum es für Sportmanagement-Studierende so wichtig ist, sich intensiv mit Compliance zu beschäftigen.
Der Skandal um Auslandsbestechung durch Siemens im Jahr 2007 hat Compliance deutschlandweit zum Durchbruch verholfen. Korruptionsprävention ist heutzutage – zumindest in großen Unternehmen – unabdingbar. Aber Compliance umfasst weit mehr: Unternehmen und ihre Mitarbeiter verpflichten sich, Gesetze, Branchenstandards, Verträge oder eigene Vorgaben, z. B. zu Interessenkonflikten, einzuhalten. Ziel ist es, Fehlverhalten Einzelner, daraus resultierende Reputationsschäden und Haftung zu verhindern.
Auch Sportvereine und -verbände müssen sich entsprechend schützen. Jahrelang sah sich die Branche mit intensiver Kritik aufgrund mangelnder Transparenz bis hin zu Korruptionsfällen oder Menschenrechtsverletzungen insbesondere bei Großveranstaltungen konfrontiert. Auf internationaler Ebene haben nun u. a. das Internationale Olympische Komitee (IOC), die Fédération Internationale des Football Associations (FIFA) und die International Association of Athletics Federations (IAAF) weitreichende Reformen beschlossen.
Im Jahr 2015 hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ein Konzept zu „Good Governance“ – gute Führung – als verbandsspezifische Compliance vorgelegt. Inzwischen machen sich die ersten Vereine auf den Weg, denn Risiken gibt es auch an der Basis. Unsachgemäße Verwendung von Fördergeldern, Steuerhinterziehung oder sexuelle Belästigung sind dazu nur ein paar Stichworte. Wer künftig im Sport – ob in einem Unternehmen oder einer Sportorganisation – verantwortungsvolle Positionen einnehmen möchte, muss wissen, welche Schritte nötig sind, um Integrität zu sichern.
Sylvia Schenk ist Rechtsanwältin. Von 1979 bis 1989 war sie Arbeitsrichterin und von 1989 bis 2001 hauptamtliche Stadträtin in Frankfurt am Main.
1972 nahm sie an den Olympischen Spielen in München in der Disziplin 800-m-Lauf teil. Ehrenamtlich ist sie seit 1973 im Sport (u. a. Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer von 2001 bis 2004) und ab 2006 bei der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International aktiv, wo sie von 2007 bis 2010 deutsche Vorsitzende und bis 2014 internationale Sportbeauftragte war. Heute leitet Sylvia Schenk die Arbeitsgruppe Sport von Transparency Deutschland. Sie gehört dem Vorstand der Deutschen Olympischen Akademie, dem Beirat für Integrität und Unternehmensverantwortung der Daimler AG, dem INTERPOL Standing Committee on Ethical Matters sowie dem Menschenrechtsbeirat der FIFA an.