„Passivität ist keine Option!“

fachkonferenz face to interface

Mit diesen Worten führte Professor Yvonne Thorhauer am 7. Juni 2016 in die 1. Fachkonferenz der accadis Hochschule Bad Homburg Face to Interface – Chancen und Risiken einer Internetmoral ein. Zahlreiche Konferenzteilnehmer besuchten die Vorträge zu aktuellen Entwicklungen in der digitalen Kommunikation und diskutierten im Anschluss mit den Referenten in der abschließenden Podiumsdiskussion.

Zahlreiche Experten aus Forschung, Lehre und Praxis gaben am 7. Juni 2016 Einblicke in das Spannungsfeld aus Wirtschaft, World Wide Web und Ethik. Die Konferenz fand im Rahmen des accadis-Forschungsschwerpunktes Social Media sowie in Kooperation mit dem Ethikverband der Deutschen Wirtschaft e.V. statt. Die Vorträge behandelten Besonderheiten und Entwicklungen der digitalen Kommunikation. Da der virtuelle Raum moralisch neutral sei, so accadis-Forschungsleiterin Thorhauer, obliege es dem Menschen, die Moral dort einzuführen und zu pflegen. Ähnlich sieht es die Moderatorin der Konferenz, Dr. Irina Kummert, Präsidentin des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft, die in ihrer Begrüßung die Frage in den Raum stellt, ob in der digitalen Welt wie in der Medizin ein Eid für ethisch wertvolles Handeln des Einzelnen nötig sei. Denn jeder Einzelne beeinflusse durch sein Verhalten die Entwicklung der digitalen Kommunikation in den Social Media, Foren und Chats. Professor Dr. Rafael Capurro, unter anderem Gründer und Chair des International Center for Information Ethics (ICIE) am Institut für Digitale Ethik an der Hochschule der Medien in Stuttgart, betont im Anschluss, dass die digitale Welt nicht alles sei: „Leben ist nicht nur onlive.“ Zwar entwickle der Mensch über seine Anteilnahme am digitalen Dialog neue Charaktereigenschaften, aber seine Persönlichkeit werde von viel mehr Kommunikations- und Lebensräumen beeinflusst. Für ein utilitaristisches, also zweckorientiertes Verhalten im World Wide Web plädiert Professor Dr. Klaus-Jürgen Grün, Vizepräsident des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft. „Wir sollten Gutes tun, weil es nützlich ist und nicht weil wir es immer schon tun. Es gibt eine Ethik, die nicht von der Existenz feststehender Werte ausgeht, sondern die sich an der Frage orientiert, welche Folgen das eigene Handeln hat.“

Die Konferenz schloss mit einer Podiumsdiskussion, in der sich die Referenten zu Fragen der Moderatorin und des Publikums äußerten. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf der Konferenz“, blickt Professor Yvonne Thorhauer auf die Veranstaltung zurück. „Das Publikum nimmt zahlreiche Denkanstöße mit nach Hause.“ Der Erfolg der Konferenz zeigt auf, dass das Bedürfnis nach einem qualitativen interdisziplinären Dialog zu digitalen Entwicklungen groß ist und dass eine globale ethische Reflexionsebene geschaffen werden muss. Die accadis Hochschule wird ihren Teil zu dem Dialog beitragen: Weitere Konferenzen sind in Planung.

Die Referenten und Vorträge im Überblick: 

  • Dr. Irina Kummert
    Präsidentin des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft, Berlin
    Begrüßung und Moderation
  • Prof. Dr. Yvonne Thorhauer
    Forschungsleitung und Senatsmitglied der accadis Hochschule
    Von virtuellen Räumen  
  • Prof. Dr. Rafael Capurro
    Gründer und Chair des International Center for Information Ethics (ICIE), Institut für Digitale Ethik, Hochschule der Medien Stuttgart, Africa Network for Information Ethics (ANIE), u. a.
    Kommunikation im digitalen Zeitalter 
  • Prof. Dr. Klaus-Jürgen Grün
    Vizepräsident des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft, Philosophisches Kolleg für Führungskräfte und Johann Wolfgang Goethe-Universität
    Die offene Gesellschaft des World Wide Web 
  • Dr. Tobias Knobloch
    Projektleiter Open Data & Privacy der Stiftung neue Verantwortung
    Universelle Datafizierung und die Grenzen digitaler Moral 
  • Thomas Forwe
    Ethikverband der Deutschen Wirtschaft
    „Lügenpresse“ | „Lügennetz“ – wie uns Nietzsche Klarheit über Falschaussagen verschafft

 

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