
Vom Court an den Schreibtisch – FRAPORT SKYLINERS Basketball-Profi Marco Völler wechselte kürzlich in die Management-Etage seines Vereins. Als Manager Sport vergrößert er den Club-Erfolg nun an der Schnittstelle zwischen dem Team auf dem Basketballfeld, den Coaches und dem Management. Über seine neuen Aufgaben sowie die Herausforderungen des Profisports und des Sportmanagement-Studiums hat der accadis Alumnus mit uns gesprochen.
Sie sind nicht der Erste in der Familie, der nach einer erfolgreichen Karriere als Sportler auf die Management-Seite wechselt. Wie kam es zu dem Wechsel vom Spielfeld ins Management?
MV: Nach vier Jahren als Spieler für die FRAPORT SKYLINERS ist über den letzten Sommer klar geworden, dass beide Seiten über die aktive Karriere hinaus zusammenarbeiten möchten. Die neugeschaffene Stelle des Manager Sport sowie meine Ambitionen bilden eine perfekte Kombination. So hat eines zum anderen geführt und da bin ich jetzt. (lacht)
Wann haben Sie Ihr Talent entdeckt und entschieden, Profisportler zu werden?
MV: Ich habe mit 14 Jahren angefangen, Basketball zu spielen. Recht zügig attestierten mir die Trainer ein gewisses Talent. Mein sportlicher Ehrgeiz war schon immer da und wenn man so etwas hört, möchte man natürlich Profisportler werden.
An welchen Moment Ihrer bisherigen Sportlerkarriere werden Sie sich immer erinnern?
MV: Mein erster Vertrag in Frankfurt war ein besonderer Moment. Bei meinem alten Verein in Gießen ging es für mich nicht wirklich voran. „Über Nacht“ kam das Angebot aus Frankfurt und auf einmal hatte ich ganz neue Optionen. So eine Situation und Konstellation hatte ich in meiner Karriere noch nie gehabt. Rückblickend hat es sich perfekt entwickelt.
Welcher Sportler hat Sie zuletzt beeindruckt und warum?
MV: Das ist eine gute Frage. Tatsächlich ist es kein Profi-Sportler. Ein guter Freund – übrigens auch accadis Alumnus – arbeitet an seiner Karriere im Bereich Body Building. Er hatte eine schwere Krankheit und lag lange im Krankenhaus. Mittlerweile hat er sich wieder in eine sehr gute Form trainiert. Das hat mich beeindruckt.
Wie behalten Sie in einem Wettkampf die Nerven, können Sie das auch auf Ihre neue Aufgabe anwenden?
MV: Der Schlüssel ist die richtige Vorbereitung. Wenn du dich auf den Wettkampf gut vorbereitet hast, fit und taktisch gut eingestellt bist, dann hast du bessere Karten. So ist es auch jetzt. Ich muss mich auf meine Aufgaben vorbereiten, mich mit den Themen vorab auseinandersetzen und die potenziellen Herausforderungen analysieren. So schaffe ich es, stets die Nerven zu behalten.
Sie haben 2014 Ihren Bachelor-Abschluss bei uns gemacht. Konnten Sie bereits Studieninhalte von damals in Ihrem neuen Job anwenden?
MV: Es sind weniger die klassischen Vorlesungsinhalte, denn meine Aufgaben als Manager Sport sind sehr speziell. Dafür gibt es im Grunde keine Ausbildung. Das macht den Job umso spannender. Aber Bereiche wie Digital Skills (schöne Grüße an Herrn Schwarz, der damals mein Kursleiter war und ein richtiger Spezialist auf diesem Gebiet ist), das strukturierte Arbeiten, das Reden und Präsentieren vor anderen Menschen kann und muss ich jeden Tag anwenden. Da wir in einem internationalen Geschäft tätig sind, kommt es mir zudem zugute, dass ich Sprachkurse in Business English und Spanisch absolviert habe.
Was hatten Sie sich damals von einem Sportmanagement-Studium erhofft, was war Ihr Ziel?
MV: Im Grunde habe ich mir genau den Lebensweg erhofft, der sich nun bei mir ergibt. Ich wollte so viel wie möglich aus meiner Zeit als aktiver Profisportler herausholen, aber gleichzeitig die perfekten Voraussetzungen schaffen, um danach im Sportbusiness Fuß zu fassen, um lange aktiv zu sein.
Was vermissen Sie am Basketball, was schätzen Sie am Management?
MV: Noch vermisse ich nichts am Basketball. Ich beschäftige mich tagtäglich damit und bin auch noch in unserer zweiten Mannschaft in der ProB aktiv, wenn auch im geringeren Umfang. Was ich am Management schätze, ist ähnlich wie im Sport. Man muss sich weiterentwickeln und seine Komfortzone verlassen. Man muss Neues ausprobieren, Risiken in Kauf nehmen und Verantwortung übernehmen.
Hand aufs Herz – welches Klischee über Basketball wollten Sie schon immer mal aus der Welt schaffen?
MV: Ich denke, das klassische Klischee ist, dass Basketball ein körperkontaktfreier Sport ist. Basketball ist sicher nicht Rugby oder Football, aber wer sich mal ein Spiel anschaut, am besten bei uns in der Fraport Arena, der wird schnell erkennen, dass es auch bei uns physisch zur Sache geht.
Wenn Sie sich an Ihr Studium und die accadis zurückerinnern – welche drei Wörter fallen Ihnen ein?
MV: Kommilitonen – ich bin noch heute mit einigen sehr gut befreundet und einen meiner besten Freunde habe ich während des Studiums kennengelernt. Prüfungsstress – leider war ich der klassische Studierende, der alles auf den letzten Drücker erledigt hat. Und meine Bachelor-Arbeit zum Thema Salary Cap und Collective Bargaining Agreement.
Vielen Dank für das interessante Gespräch, lieber Marco Völler.