
Master-Studentin Alina Willa berichtet über ihr Auslandssemester an der Udayana University auf Bali, Indonesien. In dem folgenden Artikel schreibt sie über ihre Erfahrungen und ihre Kurse an der Udayana University, beschreibt die Unterschiede zum Studium in Deutschland und Sie erfahren, warum Bali für immer in Alinas Herzen bleiben wird.
Ein Semester auf der Insel der Götter: Bali
Studieren auf einer tropischen, paradiesischen Insel? Kaum vorstellbar! Dennoch durfte ich diese Erfahrung während meines Auslandssemesters an der Udayana University auf Bali in den vergangenen vier Monaten machen. Eine atemberaubende Landschaft mit Palmen, Reisfeldern, Vulkanen und dem Ozean kombiniert mit unglaublich herzlichen Einheimischen und einer besonderen hinduistischen Kultur: Bali hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen! Aber wie ist es eigentlich, unter Palmen zu studieren?
Das Master-Programm an der Udayana University
Die Udayana University (UNUD) ist eine staatliche und sehr angesehene Universität in Indonesien mit einem Campus in der balinesischen Hauptstadt Denpasar und einem weiteren Campus in Jimbaran, einer Stadt im Süden der Insel. Die UNUD hat insgesamt circa 18.000 Studierende – ein starker Kontrast zum gewohnten Umfeld an unserer Heimathochschule, der accadis.
Wir studierten am Campus Jimbaran an der sogenannten „Fakultas Ekonomi dan Bisnis“, Indonesisch für „Faculty of Economics and Business“, an welcher unser internationales Studienprogramm mit der deutschen Organisation studiesnetwork stattfand.
Die Kurse im Master-Programm der UNUD umfassen sehr generalistische BWL- und Management-Module wie beispielsweise Business Economics, Global Project Management, Multinational Entrepreneurship und Intercultural Leadership. Mit Multinational Service Marketing oder Logistics and Supply Chain Management gibt es aber auch tiefergehende Spezialisierungsmodule, sodass für alle Studierenden etwas dabei ist. Die Inhalte der Kurse orientieren sich oftmals speziell an Indonesien – so wurde der Fokus in unserem Business-Economics-Kurs beispielsweise auf Emerging Markets gelegt und typische Economics-Inhalte wie Nachfrage- und Angebotsanalysen insbesondere auf südostasiatische Märkte angewandt. Auch im Kurs Multinational Service Marketing lag ein besonderes Augenmerk auf der Tourismusbranche Balis, weshalb vielfältige Marketinginhalte in Hinsicht auf (Luxus-)Hotelketten, Airlines oder Buchungsportale analysiert wurden.
Darüber hinaus belegten wir einen Intercultural-Management-Kurs, in dem wir ebenfalls „Bahasa Indonesia“, wie die Einheimischen zur indonesischen Sprache sagen, lernten. Mit unseren Sprach-Basics konnten wir schnell in Restaurants oder bei Taxifahrten punkten – die Einheimischen freuten sich riesig zu hören, dass wir ihre Sprache lernen. Das hat uns sicherlich ein ganzes Stück näher an die Kultur und die Locals herangebracht.
Zusätzlich findet jeden Mittwoch eine Gastvorlesung an der UNUD statt, bei dem Einheimische oder Experten internationaler Herkunft als Gastdozierende für einen Vortrag über ihre Unternehmensaktivitäten in Indonesien eingeladen werden.
Verteilt über die vier Monate arbeiteten wir in allen Modulen an Präsentationen, Working Papers und Case Studies, welche in unsere Vorlesungen integriert und Teil der Prüfungsleistungen waren. Somit hatten wir über das Semester hinweg kontinuierlich Abgaben, dafür jedoch weniger Lernstress für die Mid-Terms und Abschlussprüfungen, da sich dadurch die Anzahl der Klausuren deutlich reduzierte.
Mein Studien-Highlight: Ein Projekt mit Einheimischen
Im Modul Global Project Management erhielten wir die Aufgabe, ein aktuelles Problem eines kleinen oder mittelständischen lokalen Unternehmens zu lösen. Da ich bereits mein Bachelor-Studium an der accadis absolvierte, kannte ich diese Art Projekt durch das Consulting Projekt. An der UNUD wurden wir jedoch vor die Herausforderung gestellt, selbstständig eine balinesische Partnerfirma für das Projekt zu gewinnen. Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede machten es uns anfangs sehr schwer. Wir waren zu dritt in einer Gruppe und konnten im Endeffekt sogar zwei einheimische Unternehmen überzeugen: Wir arbeiteten mit einer mittelständischen Keramikfirma daran, einen Clay Pot Cooler, einen natürlichen Kühlschrank, der ohne Elektrizität funktioniert, für ein kleines Restaurant zu designen, produzieren und zu vermarkten. Ziel war es, kleinen lokalen Restaurants eine kostengünstige Kühlungsalternative zu den in Indonesien oftmals sehr teuren Kühlschränken zu bieten. Nach den anfänglichen Startschwierigkeiten war es am Ende umso schöner, dass unser Lösungsvorschlag in die Tat umgesetzt wurde. Dieses Projekt war definitiv mein Highlight unter den Studieninhalten: Die Zusammenarbeit mit unseren super hilfsbereiten und einheimischen Partnern hat uns so viel Freude bereitet, dass wir auch nach Projektabschluss noch in Kontakt blieben.
Auslandssemester im Master-Studium?
„Sollte ich an diesem Punkt in meinem Studium - so kurz vor dem endgültigen Einstieg in das Berufsleben - nicht lieber ein Praktikum machen, um noch mehr Praxiserfahrung zu sammeln?“ Das habe ich mich vor meinem Auslandssemester häufig gefragt und mich im Endeffekt bewusst dagegen entschieden. Aufgrund der Corona-Lage musste ich während meines Bachelor-Studiums auf ein Auslandssemester verzichten. Im Master hatte ich jetzt die Chance, diese Erfahrung nachzuholen. Außerdem trieb mich der Gedanke: „Arbeiten werde ich mein gesamtes Leben lang, aber wann bekomme ich wieder die Chance, unter solchen Umständen ins Ausland zu gehen?“
Indonesien: kulturell und persönlich prägend
Wer ein Auslandssemester in Indonesien machen möchte, sollte sich auf weniger Organisation und Struktur während des Studiums einstellen. Informationen oder Lernmaterialien werden häufig eher kurzfristig verteilt und manchmal fällt eine Vorlesung auch spontan aus, da Professor:innen an wichtigen hinduistischen Zeremonien teilnehmen müssen. Der Workload ist - im Gegensatz zu unserem gewohnten Maß an der accadis - geringer. So ist das Studium akademisch weniger herausfordernd, für die eigene persönliche Entwicklung ist der Aufenthalt in Indonesien jedoch sehr prägend. Als Schwellenland konfrontiert Indonesien einen mit anderen Seiten des Lebens, mit anderen Werten und Einstellungen. So hat es mich persönlich dazu gebracht, meine eigenen Einstellungen und Privilegien aus einer ganz neuen Sicht zu reflektieren und ich kann sagen, man wird sehr dankbar für alles, was man hat!
Reisen während des Studiums
Neben der Uni blieb uns genügend Freizeit, um Bali, die Nachbarinseln und sogar die Nachbarländer zu bereisen. So war Bali der perfekte Ausgangspunkt, um schnell mit dem Boot auf die paradiesischen Nachbarinseln Nusa Penida und Lembongan, die Gili-Inseln sowie das sehr sehenswerte Lombok zu gelangen. Zudem nutzten wir die zweiwöchige Semesterpause, um in entferntere Länder zu reisen. Wir entschieden uns für Kuala Lumpur in Malaysia und die Philippinen – unvergessliche Erlebnisse während eines Auslandssemesters!
Da Indonesien und die restlichen südostasiatischen Länder zu den preiswertesten Reisezielen weltweit zählen, waren alle Reisen auch finanziell gut machbar. Mein persönliches Highlight war jedoch eine dreitägige Segeltour im Komodo National Park, der ebenfalls zu Indonesien gehört, und die Insel Bali selbst. Dschungel, Wasserfälle und Delfine im Norden, kilometerweite Reisfelder und Vulkane im Osten, steile Klippen und traumhafte Strände im Süden und ein Nationalpark im Westen – Balis Regionen sind unglaublich vielfältig und beeindruckend.
Bali – ein Ort, der für immer im Herzen bleibt
Im Nachhinein betrachtet, war der Aufenthalt in Bali eines der Highlights meiner gesamten Studienzeit. Insbesondere die Balinesen und Indonesier haben durch ihre große Hilfsbereitschaft und Warmherzigkeit einen besonderen Eindruck bei mir hinterlassen. Die durch die Kultur so unterschiedliche Arbeitsweise und Lernatmosphäre machen die Erfahrung an der UNUD zu einer ganz besonderen und bringen einen aus der Komfortzone heraus – es muss nicht immer alles bis ins letzte Detail organisiert und durchgeplant sein. Zudem begeisterte mich die unberührte Natur und die vielfältige Tierwelt - von Affen bis Manta-Rochen – der Insel jedes Mal aufs Neue.
Somit war der Auslandsaufenthalt in Bali - auch wenn akademisch etwas weniger fordernd - kulturell und persönlich sehr bereichernd und eine Zeit purer Lebensfreude! Solche Auslandserfahrungen gehören bei einem Internationalen Management-Studium auch dazu und stärken die internationale Kompetenz.
Alina Willa, Global Marketing Management 2023